Gleich an mehreren Fronten eskaliert im Nahen Osten derzeit die Gewalt. Die Tragweite des israelisch-palästinensischen Konflikts, an dem von lokal bis global eine Vielzahl von Akteuren teilhaben, fordert Einordnungen. Anlässlich des ersten Jahrestages des Angriffs vom 7. Oktober 2023 nimmt das neue Heft der Zeitschrift „Wissenschaft und Frieden“ den Versuch einer regionalen Kontextualisierung vor. Über die Grenzen Israel-Palästinas hinaus blicken die Autor:innen auf maßgebliche Ursachen, Konflikttreiber und Auswirkungen des Krieges.
Mit Regine Schwab und Hanna Pfeifer nehmen zwei TraCe-Wissenschaftlerinnen unterschiedliche Akteure in der Region in den Blick.
Hanna Pfeifer skizziert in ihrem Beitrag die Rolle der sogenannten „Achse des Widerstands“, bestehend unter anderem aus Hamas, Iran, Hezbollah und den jemenitischen Houthi. Anhand ihrer Kernthese einer gescheiterten Balance der Achsenmitglieder zwischen Hamas-Solidarität und der Vermeidung einer Eskalation verdeutlicht sie, wie stark die Konflikte im Nahen Osten miteinander verwoben sind.
Regine Schwab analysiert in ihrem gemeinsamen Beitrag mit Mustafa Karahamad, wie das syrische Regime den Krieg gegen den Gazastreifen für seine innenpolitische Stabilisierung und regionale Rehabilitation nutzt. Sie weisen darauf hin, dass sich die Reaktion des Assad-Regimes auf den Krieg bislang deutlich von den anderen Achsenmitgliedern unterscheidet – wobei sein Land weiterhin Schauplatz eines indirekten Krieges zwischen Israel und Iran ist.
In weiteren Beiträgen des Heftes zeichnen Bertolini et al. die Militarisierung einzelner Staaten der Region nach, während Astrid Juckenack die Konsequenzen eines Vergleichs zwischen der Hamas und dem Islamischen Staat auf die internationale Gemeinschaft untersucht. Rechtliche Fragen in Bezug auf das israelische Rechtssystem und das friedenssichernde Potenzial des internationalen Rechts diskutieren Riad Othman und Alexander Schwarz sowie Kai Ambos. Inwiefern Klimaschutz zur Friedensförderung beitragen kann und wie ein möglicher Weg der Friedensmediation aussehen könnte, zeigen Nada Majdalani und Jürgen Scheffran sowie Wilfried Graf und Werner Wintersteiner.
Ein zusätzlicher Schwerpunkt zu gegenwärtigen Eskalationsdynamiken ist den sicherheitspolitischen Folgen der angekündigten Stationierung von US-Mittelstreckenwaffen in Deutschland gewidmet.
Mehr Informationen zum Heft finden sich auf der Webseite der Zeitschrift oder auf der PRIF Website.