TraCe-Workshop zum „Backlash against the Women, Peace and Security Agenda”

Wissenschaftler:innen diskutieren am PRIF

Am 29. November trafen sich Wissenschaftler:innen am PRIF zu einem Workshop, der den Back­lash gegen die Frauen, Frieden und Sicherheit Agenda (WPS-Agenda) fokussierte.

Die WPS-Agenda, die durch die UN-Sicherheitsratsresolution 1325 von 2000 ins Leben gerufen wurde, hat sich in den letzten Jahren zu einem robusten normativen Rahmen ent­wickelt und vielfältige Forschung nach sich gezogen. Während viele wissenschaftliche Beiträge aufzeigen, wie sich Normen der Geschlechtergerechtigkeit verbreiten und die Agenda weiterentwickeln, befassen sich wenige auch mit ihren Herausforderungen. Zu­nehmende Polarisierung und der weltweite Backlash gegen gendersensible Menschenrechte, der sich in An­griffen auf liberale Werte und Geschlechtergerechtigkeit zeigt, machen es notwendig, die politische Ent­wicklung und Widerstandsfähigkeit der WPS-Agenda zu untersuchen. Der Workshop hatte zum Ziel, den normativen Rahmen der WPS zu beleuchten, Ge­genreaktionen in verschiedenen Kontexten sichtbar zu machen und die WPS im breiteren Kontext der Herausfor­derung liberaler Werte zu diskutieren.

Zu Beginn des Workshops stellte die TraCe Gastprofessorin Annika Björkdahl (Lund University) mit zwei re­nommierten Kolleginnen aus Norwegen, Jenny Lorentzen (NUPI) und Inger Skjelsbæk (University of Oslo), ihr laufendes Buchprojekt „Backlash: The Women, Peace and Security Agenda under Pressure“ vor, das 2024 ab­geschlossen wird. Es betrachtet Backlash aus Perspektive der Normenforschung und fragt danach, welche Normen Back­lash erfahren und wie dieser sichtbar wird.

Im Anschluss präsentierten Clara Perras und Simone Wisotzki (beide PRIF) den PRIF-Report „Backlash Against and Resistance to Feminist Peacebuilding“, der Ergebnisse eines Pilotpro­jekts zum Umgang mit Widerständen und Backlash gegen Geschlechtergerechtigkeit im Peacebuilding vorstellt. Die Dis­kussionen, die den Vorträgen am Vormittag folgten, gingen über den Inhalt der Projekte hinaus, indem sie einen kritischen Aus­tausch über feministische wissenschaftliche Praktiken und den Um­gang mit bestehenden Machtstrukturen in Wissenschaft und Forschung ein­schlossen.

Im zweiten Teil des Workshops wurden verschiedene Projekte und Forschungsideen diskutiert, die sich mit Formen von Backlash auseinandersetzen. Themen der Panel-Präsentationen waren unter anderem sexuelle Ausbeutung und Missbrauch durch UN-Friedenstruppen, die möglichen Auswirkungen der UNDRIP auf die Situation Indigener Frauen und Mädchen in Kanada, geschlechtsspezifische Auswirkungen und Herausforderungen für Gender, Frieden und Sicherheit in einer digitalisierten Welt, weibliche Perspektiven auf menschliche Sicherheit im Nordirak und die Berichterstattung über genderbezogene und sexuelle Gewalt in zwei brasilianischen Wahrheitskommissionen. Von Seiten des TraCe-Forschungszentrums stellten Hanna Pfeifer, Alvaro Okura, Sabine Mannitz und Rita Kopp laufende Forschungen vor.

Die unterschiedliche Facetten von Backlash und Widerstand, die unter dem Dach des Workshops diskutiert wurden, zeigen die Komplexität der Thematik und auf und demonstrieren die Relevanz und Notwendigkeit einer Weiterentwicklung von Forschung und Diskussionen zum Thema.