TraCe Forschungskolloquium an der Universität Marburg

Wissenschaftler:innen diskutieren in öffentlichem Kolloquium über Polizeigewalt

Vom 25. bis 26. Januar 2024 fand an der Philipps-Universität Marburg ein öffentliches Forschungs­kolloquium zum Thema Polizeigewalt statt. Im Rahmen des Kolloquiums standen Aspekte sowie Muster von Polizei­gewalt in Deutschland und anderen Teilen der Welt im Vordergrund und Wissenschaftler:innen tauschten sich aus ver­schiedenen Perspektiven über ihre Erkenntnisse aus. Organisiert wurde es von  Prof. Dr. Susanne Buckley-Zistel und Dr. Mariel Reiss vom Zentrum für Konflikt­forschung.

Vor einem ge­füllten Saal mit TraCe-Mitgliedern, Studierenden, Mitarbeiter:innen des Zentrums sowie der interessierten Öffentlich­keit begann das Kolloquium am ersten Tag mit der Vor­führung des Films Ultraviolence (2020). Der preis­gekrönte Dokumentarfilm, bei dem Dr. Ken Fero Regie führte, befasst sich mit Polizei­gewalt im Vereinigten Königreich. Fero porträtiert mit seinem Film die Opfer tödlicher Polizei­gewalt und begleitet ihre Familien bei ihrer Suche und ihrem Kampf um Gerechtig­keit.

Im Anschluss an die Filmvorführung fand eine Diskussion mit Ken Fero statt, die von Dr. Mina Ibrahim vom Zentrum für Konflikt­forschung moderiert wurde. Neben Fragen zu den künstlerischen und ge­stalterischen Elementen des Films hatte das Publikum die Möglichkeit, mit Fero über seine Er­fahrungen während der Dreh­arbeiten und die persönliche Motivation für seine Arbeit zu sprechen.

Am zweiten Tag be­grüßte das Organisationsteam die Teilnehmer:innen im voll besetzten Konferenz­raum. Im ersten von drei Panels diskutierten die Referent:innen Laila Abdul-Rahman (Goethe-Universität Frankfurt), Dr. Jan Beek (Johannes Gutenberg-Universität Mainz) und Dr. Halil Can (Technische Universität Berlin) ver­schiedene Aspekte des Zusammenhangs zwischen den internen Strukturen von Polizei­einrichtungen und Polizeigewalt. Das Panel wurde von Prof. Dr. Susanne Buckley-Zistel moderiert.

Das zweite Panel be­fasste sich mit Polizeigewalt im Zusammen­hang mit Protesten und rassistischer Polizeipraxis. Emmanuel Schlichter (Green Legal Impact) gab Ein­blicke in den zunehmend repressiven Umgang der Polizei mit Klima­protesten und Beate Streicher (Amnesty International) dis­kutierte Menschenrechtsstandards im Rahmen von Polizeiein­sätzen bei Protesten. Biplap Basu (ReachOut Berlin) schloss das Panel mit einem Bei­trag über rassistische Polizeiarbeit und den Einsatz von ex­zessiver Gewalt ab. Das Panel wurde moderiert von Prof. Dr. Felix Anderl.

Das dritte und letzte Panel wurde von Dr. Mariel Reiss moderiert. Hier konzentrierten sich die Referent:innen auf die Pers­pektive von Menschen und Gruppen, die von Polizei­gewalt betroffen sind. Zunächst gab Assistenzprofessorin Azadeh Akbari (Universität Twente) einen Ein­blick in ihre Arbeit über polizeiliche und staatliche Über­wachung im Kontext von Frauenrechten im Iran sowie den Wider­stand gegen diese staatlich gelenkte Unterdrückung. Es folgte ein Bei­trag von Dr. Sonja John (Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin) über die Aus­wirkungen auf Menschen, die An­gehörige durch Polizeigewalt verloren haben. Dr. Ariadne Natal (Friedensforschungsinstitut Frankfurt) schloss das Panel mit einer Präsentation ihrer Forschungs­arbeit über den Einfluss struktureller Faktoren auf Polizeigewalt in Brasilien und auf den Philippinen.

Zum Ab­schluss kam das Kolloquium mit einer letzten Reflexionsrunde aller Diskussionsteilnehmer:innen und des Organisationsteams. Die ver­schiedenen Aspekte und Perspektiven, die während dieses Forschungskolloquiums diskutiert wurden, gaben einen Einblick in die Komplexität der Einflüsse und Faktoren, die hinter der exzessiven Gewalt­anwendung durch die Polizei stehen, und zeigten sowohl Hinder­nisse als auch Möglichkeiten auf, diese Probleme an­zugehen. Der Austausch von Forscher:innen und Aktivist:innen brachte vielfältige Perspektiven zusammen; zeigte jedoch auch, dass es sowohl weiterer Forschung zu diesem Thema bedarf als auch interdis­ziplinäre Wissensproduktion innerhalb und außerhalb akademischer Debatten nötig ist. 

Das vollständige Programm des Workshops finden Sie hier.