Politische Gewalt erforschen: TraCe nimmt Arbeit auf

Fünf hessische Forschungsinstitutionen kooperieren in interdisziplinärem Verbundprojekt

Welchen Effekt haben glo­bale Entwicklungen wie Technologisierung und Klima­wandel auf politische Gewalt? Wie kann politische Gewalt von inter­nationalen Institutionen begrenzt oder aber legitimiert werden? Wie wird sie ge­deutet und gerechtfertigt? Diesen Fragen widmet sich seit April 2022 das interdis­ziplinäre Verbundprojekt „Regionales Forschungszentrum – Transformations of Political Violence (TraCe)“, in dem fünf hessische Forschungs­institute zusammen­arbeiten. An dem Zentrum sind das Peace Research Institute Frankfurt (PRIF), die Goethe-Universität Frankfurt (GU), die Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU), die Philipps-Universität Marburg (UMR) und die Technische Universität Darmstadt (TUDa) beteiligt. Das Verbund­projekt wird vom Bundes­ministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit rund 5,2 Mio. Euro gefördert.

Mit der Errichtung des Regionalen Forschungs­zentrums intensivieren die beteiligten Partner­institutionen ihre bestehende Zusammen­arbeit und bündeln ihre Forschungen auf dem Gebiet der Gewaltforschung. Es entsteht ein regionales Kompetenz­zentrum für Forschung, Lehre und Wissenstransfer, das inter­national sichtbar ist und dessen Erkenntnisse systematisch zur Ein­hegung und Prävention politischer Gewalt beitragen. Das Forschungs­zentrum ist interdisziplinär besetzt: Es bringt unter­schiedliche Perspektiven aus Politik­wissenschaft, Soziologie, Geschichts- und Rechts­wissenschaften, Sozialanthropologie, Sozialpsychologie, Kultur- und Sprach­wissenschaften und Informatik sowie unter­schiedliche methodologische Ansätze zusammen.

„Wir freuen uns sehr, die Arbeit im TraCe-Verbundprojekt aufzunehmen, das die inter­disziplinäre Kollaboration und internationale Vernetzung der beteiligten Einrichtungen vorantreibt. Die aktuellen Ent­wicklungen in der Ukraine verdeutlichen in tragischer Weise die Not­wendigkeit, ein Regionales Forschungszentrum dieser Art zu errichten, das die Ursachen, Dynamiken und Effekte politischer Gewalt untersucht“, sagt Prof. Dr. Christopher Daase, stellver­tretendes geschäftsführendes Vorstands­mitglied von PRIF und Sprecher des Verbundprojektes.

Zielsetzung des Verbund­vorhabens ist es, die Konsequenzen gegenwärtiger Gewalttransformationen für den inner­gesellschaftlichen und internationalen Frieden zu identifizieren und Strategien zur Ein­dämmung politischer Gewalt unter den sich verändernden Bedingungen zu entwickeln. Das Forschungsprojekt wird Typen und Ebenen politischer Gewalt systematisch in drei thematischen Forschungs­feldern analysieren. Das erste Forschungsfeld beschäftigt sich mit dem Formen­wandel politischer Gewalt und dem Einfluss globaler Trends wie Technologisierung und Klimawandel auf Gewaltdynamiken. Das zweite Forschungs­feld geht der Frage nach, wie internationale Institutionen politische Gewalt einhegen, aber auch le­gitimieren und wie neue Gewalt­formen institutionell erfasst werden können. Das dritte Forschungs­feld befasst sich mit den komplexen Beziehungen zwischen veränderten Deutungs- und Rechtfertigungs­mustern von politischer Gewalt und ver­schiedenen Erinnerungsräume wie zum Beispiel Städten. In einem über­greifenden vierten Forschungsfeld werden Wechselwir­kungen zwischen dem Formwandel, der institutionellen Hegung und den Interpreta­tionen politischer Gewalt unter­sucht.

Um die Forschung des Verbundprojektes in der Öffentlichkeit sicht­bar zu machen, wird der dialogische Aus­tausch mit gesellschaftlichen Akteur:innen gesucht: Transfer­veranstaltungen wie Workshops, Podiumsdiskussionen und Ring­vorlesungen, aber auch verschiedene Publikations­formate tragen dazu bei, die Forschungs­erkenntnisse für die politische Bildung, zivilgesellschaftliches Engagement und den Wissenschafts­journalismus nutzbar zu machen.

Das Verbundprojekt geht auf eine bundes­weite Ausschreibung des BMBF zur Förderung und Weiterent­wicklung von Forschungsverbünden im Bereich der Friedens- und Konfliktforschung zurück. Die Idee entstand im Rahmen der engen Ko­operation von PRIF und der Goethe-Universität (durch den Forschungsverbund Normative Orders und die dort angesiedelte Clusterinitiative ConTrust) sowie im engen Aus­tausch der beteiligten Partner­institu­tionen.