Die dritte TraCe Jahreskonferenz beschäftigte sich mit der exzessiven Anwendung von Gewalt (The Excessive Use of Force). Vom 30. Oktober bis zum 01. November kamen dafür internationale Vortragende und Diskutant:innen aus verschiedenen Disziplinen und Ländern in Gießen zusammen.
Die TraCe Jahreskonferenz begann mit einem Dialogpanel in Kooperation mit und in der Kunsthalle Giessen. Moderiert durch TraCe Mitglied Tina Cramer, diskutierten vier Panelist:innen wie Bilder von Gewalt auf uns wirken, wann sie zu voyeuristischen Schaustücken und wann zu notwendigen Dokumenten werden.
Nach Grußworten durch Katharina Lorenz (Präsidentin der Justus-Liebig-Universität Gießen) und Nadia Ismail (Leiterin der Kunsthalle Giessen) gab Kriegsfotograf Vincent Haiges eine kurze Führung durch seine Arbeiten, u.a. in der Ukraine, dem Irak und Äthiopien. Anschließend diskutierte er mit Larissa-Diana Fuhrmann (Wissenschaftliche Mitarbeiterin am PRIF und assoziierte Forscherin bei TraCe), Claudia Hattendorff (Professorin für Kunstgeschichte an der Justus-Liebig-Universität Gießen) und Cornelia Wegerhoff (Journalistin unter anderem für den WDR) auf dem Podium. Durch das diverse Panel mit verschiedenen Perspektiven und den anschließenden regen Austausch mit dem Publikum konnten wertvolle Erkenntnisse entwickelt werden. Das Panel war ein gelungener Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis.
Begleitend zum Dialogpanel präsentierte die Kunsthalle Giessen beispielhafte Werke. Neben den Fotografien von Vincent Haiges, konnten die insgesamt 106 Zuschauer:innen somit nach der Diskussion noch die fotografische Serie „Survivors“ der kongolesischen Dokumentarfotografin Arlette Bashizi, eine Dokumentation der Performance „Armor“ von der im Pariser Exil lebenden afghanischen Künstlerin Kubra Khademi, sowie einen Auszug des Fotobuchs „War Porn“ des Kriegsreporters Christoph Bangert ansehen.
Die präsentierten Werke können auf dem Instagram Kanal und der Website der Kunsthalle angeschaut werden. Ein extra für die Veranstaltung aufgezeichnetes Videointerview mit der Dokumentarfotografin Arlette Bashizi sowie eine Aufzeichnung des gesamten Dialogpanels ist auf dem TraCe YouTube Kanal verfügbar. Außerdem berichteten der Gießener Anzeiger sowie die Gießener Allgemeine über die Veranstaltung.
Die anschließende wissenschaftliche Konferenz in englischer Sprache spannte mit über zehn Kurzvorträgen und drei Keynotes einen weiten konzeptionellen Bogen: von internationaler exzessiver Gewalt und rechtlichen Rahmenbedingungen in Geschichte und Gegenwart über Bürgerkriege und innerstaatliche Gewalt bis hin zu Gerechtigkeitsfragen nach der Anwendung exzessiver Gewalt. Es kam zu regen Diskussionen zwischen TraCer:innen und internationalen Wissenschaftler:innen. Durch die Anwesenheit von Podiumsgästen des Dialogpanels kam es zu einer Vertiefung des Dialogs zwischen Wissenschaft und Praxis des vorherigen Tages.
Der wissenschaftliche Teil der TraCe Jahreskonferenz startete mit Begrüßungsworten durch Organisator Thilo Marauhn. Darauf folgte die Keynote 1 von Horst Carl (Gießen) über „Excessive Violence in the German Peasant‘s War“, welche eine historische Perspektive auf das Thema bot.
Auf dem ersten Panel sprachen die Vortragenden über „Excessive International Violence“. Auch Hendrik Simon (Frankfurt) hielt einen Vortrag mit historischer Perspektive zu „The Birth of the Modern Prohibition of War in the Shadow of Excessive Violence (1792– 1815)“. Taufiq E Faruque (Leiden) schaffte mit seinem Vortrag „Myanmar’s Rohingyas and Cyclic Persecution: From British Colonialism to Contemporary Forced Conscription“ einen Übergang zu aktuellen Ereignissen und Daniel R. Quiroga-Villamarin (Genf) sprach zu „With Friends Like These: The Rights of Allies as a Pretext for Violence in International Legal Thought“.
Nach dem gemeinsamen Mittagessen und die Möglichkeit zum direkten Austausch, hielt Riccardo Vecellio Segate (Groningen) auf dem zweiten Panel einen Vortrag zu „Legality and Legitimacy of Violence“. Direkt daran anschließend im dritten Panel „Excessive Internal Violence: Civil War“ gab Wolfgang Minatti (Florenz) einen Einblick in die Gewaltrechtfertigung in Kolumbien.
Nach einer kurzen Kaffeepause beschäftigen sich die Vortragenden des vierte Panels mit „Counter Terrorism“ in verschiedenen Ländern. José Rodrigo Moreno (Ecuador) sprach zu „From Crime to Crackdown: Ecuador’s Perpetual Loop of Violence and State Overreach“ und Ali Ashraf (Dhaka) zu „Global Norms or Local Imperatives: Explaining Variations in the Use of Force in Countering Terrorism in Bangladesh“.
Der erste Konferenztag endete mit der Keynote 2 von Hanna Pfeifer (Hamburg) zu „Excessive Force and Violence by State and Non-State Actors. A Critical Reflection Based on Recent Conflicts in West Asia and North Africa“ und ihrer Definition von exessiver Gewalt.
Nach dem sich der wissenschaftliche Beirat und die TraCer:innen am Vormittag zu einem Austausch zusammen gefunden hatten, startete der zweite Konferenztag mit der Keynote 3 zu „Excessive Occupation“ und einer juristischen Perspektive auf das Thema von Eyal Benvenisti (Cambridge).
Nach dem Mittagessen hielt Jonas Wolff (Frankfurt) einen Vortrag zu „The Killing of Social Activists: Excessive Use of Force Outsourced?“. Zudem beinhaltete das fünfte Panel „Deadly Force at the National and Subnational Level“ Einblicke in weitere Länder durch den Beitrag von Ariadne Natal und Peter Kreuzer (Frankfurt) zu „Politico-institutional Determinants of Police Excessive Use of Deadly Force: Comparing Brazil and the Philippines on the National and Subnational Levels“.
Das sechste und letzte Panel „Justice After Excessive Violence“ rundete die Konferenz durch Vorträge von Pia Falschebner (Marburg) zu „Seeking (Transitional) Justice Through Truth and Memory: Victim Mobilisation in Morocco“ und von Maria Hartmann (Marburg) zu „Decolonising Syrian Justice in Battles of Ownership: The Koblenz Trials Inside and Beyond the Courtroom“ ab.
Nach dankenden Worten durch Thilo Marauhn tauschten sich die Wissenschaftler:innen beim anschließenden Empfang weiter über die vergangenen Tage aus.