Erste TraCe Jahreskonferenz fand in Frankfurt statt

80 internationale Wissenschaftler:innen diskutierten „Language(s) of Violence“

Von Mittwoch, 1. März bis Freitag, 3. März fand in Frankfurt die erste Jahreskonferenz des regionalen Forschungszentrums „Transformations of Political Violence“  (TraCe) statt. Unter dem Titel „Language(s) of Violence“ widmeten sich etwa 80 Wissenschaftler:innen der engen Beziehung zwischen Sprache und Gewalt.

 

 

Den Auftakt der wissenschaftlichen Konferenz machte Stathis Kalyvas (University of Oxford) und Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Forschungszentrums. Mit seiner Keynote „Political Violence: Grand Patterns and Basic Concepts“ und der anschließenden Diskussion eröffnete er die Konferenz im Normative Orders Gebäude am Campus Westend der Goethe-Universität.

 

Am zweiten Konferenztag widmeten sich die Konferenzteilnehmer:innen dem vielschichtigen Verhältnis zwischen Sprache und Gewalt auf drei inhaltliche Panels.

Im Rahmen des ersten Panels mit dem Titel „The Scientific Language of Violence“ stand die semantische Komplexität des wissenschaftlichen Begriffes politischer Gewalt im Vordergrund. In ihren jeweiligen Beiträgen zielten die Wissenschaftler:innen, moderiert von Prof. Dr. Christopher Daase darauf, die Veränderungen der politischen, normativen und analytischen Bedeutung zu identifizieren. Prof. Dr. Hanna Pfeifer und Dr. Regine Schwab sprachen über „Challenging the state-non-state binary in the study of civil war“. Nachdem Prof. Dr Susanne Buckley-Zistel Ergebnisse ihrer Forschung zur Produktion von Wissen zu sexueller Gewalt in Wahrheitskommissionen präsentierte, rundete Prof. Dr phil. Markus Lederer das Panel mit einem Beitrag zu „Radical climate movements in Germany – is the hype around a potential ‚Green Army Faction‘ a useful analogy, a helpful warning or simplistic propaganda?“ ab.

 

Nach dem gemeinsamen Mittagessen kamen die Konferenzteilnehmenden zum zweiten Panel, moderiert von Prof. Dr. Markus Lederer zusammen. Im Rahmen dieses Panels mit dem Titel „The Public Semantics of Violence“ standen die Beziehungen zwischen politischer Gewalt und öffentlichen Sprechakten im Vordergrund. Die Beiträge fokussierten sich auf unterschiedliche Dimensionen von Framing. Während der erste Beitrag von Georg Krajewsky (TU Darmstadt) sich mit dem (Re)Framing kolonialer Gewalt auseinandersetzte, richtete Dr. Kaya de Wolff ihren Blick auf Brasilien und präsentierte erste Ergebnisse ihrer Feldforschung im Rahmen der Präsidentschaftswahlen im Oktober 2022 und der Nutzung sozialer Netzwerke. Prof. Dr. Jonas Wolff schloss das Panel mit einem Beitrag zu „Political, criminal, or private? The politics of framing targeted killing of civil society activists”.

 

Das letzte Panel des wissenschaftlichen Teils der Jahreskonferenz trug den Titel “Language as Violence”  und legte den Fokus auf die Art und Weise, wie Sprache selbst als politische Gewalt wirken kann. Unter der Moderation von Dr. Raphael Cahen nahmen die Forscher:innen in ihren Beiträgen verschiedene Bereiche in den Blick. So diskutierte Prof. Dr. Monika Wingender im ersten Beitrag des Panels „Russkiy Mir“ and „Cancel Russian Culture“ – language(s) and war“ und Polina Zavershinskaia (Universität Leipzig) knüpfte mit ihrem Beitrag „Narrating the Russian war against Ukraine: Kremlin’s recontextualization oft he Great Patriotic War Narrative“ daran an. Prof. Dr. Horst Carl ergänzte in seinem Beitrag eine historische Perspektive und erörterte die Radikalisierung der Sprache um 1800 und Prof. Dr. Felix Anderl schloss das Panel mit seinem und Ida Forbrigers Beitrag zu „Land grabbing? Impeded access to land? Attempts of ‚naming‘ rural violence and ist potential for emancipatory politics in rural Eastern Germany“.

 


In einer abschließenden Diskussionsrunde, welche Prof. Dr. Jonas Wolff moderierte, kamen schließlich die Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats zusammen. Nach einem digitalen Grußwort von Prof. Anoma Pieris aus Melbourne, reflektierten Prof. Dr. Svenja Goltermann (Universität Zürich), Prof. Bear Braumoeller (The Ohio State University) und Stathis Kalyvas (Oxford University) die Konferenz und die präsentierte Forschung vor dem Hintergrund der inhaltlichen Ausrichtung und der langfristigen Zielsetzung des Forschungszentrums. Der akademische Teil der Konferenz endete mit einem gemeinsamen Abendessen, bei welchem die Teilnehmer:innen den Tag ausklingen und sich informell austauschen konnten.

 

Dialogpanel „Sprache und Gewalt – Perspektiven aus Theorie und Praxis“

Zu einem besonderen Abschluss kam die Konferenz durch das deutschsprachige Dialogpanel, welches gezielt über den akademischen Kontext hinaus die breite interessierte Öffentlichkeit ansprach. Das Panel mit dem Titel „Sprache und Gewalt – Perspektiven aus Theorie und Praxis“ fand in Kooperation mit der Clusterinitative „ConTrust“ und der Stadtbücherei Frankfurt in der Zentralbibliothek statt. Moderiert von Prof. Dr. Christopher Daase und Rebecca Schmidt (ConTrust) diskutierten Prof. Dr. Meron Mendel, Dr. Natasha A. Kelly und Dr. Nicole Rieber die Schnittstelle von Sprache und Gewalt aus einer praktischen Perspektive.

Prof. Dr. Meron Mendel (Pädagoge, Professor für Soziale Arbeit und Direktor der Bildungsstätte Anne Frank) arbeitet zu Themen wie Antisemitismus, Rassismus und Identitätspolitik in Migrationsgesellschaften. Dr. Natasha A. Kelly (Kommunikationswissenschaftlerin, Autorin, Kuratorin) beschäftigt sich mit strukturellem Rassismus und Feminismus. Dr. Nicole Rieber (Berghof Foundation) legt im Rahmen ihrer Projektarbeit den Fokus auf Hass und Gewalt im Netz.

Das Panel bringt Praxis und Wissenschaft in einen Dialog und vereint verschiedene Zugänge zu Sprache und Gewalt aus praktischen Kontexten. Dabei standen einerseits die strukturelle Gewalt rassistischer Sprache, der Umgang mit Gewalt und Hetze im Netz sowie Handlungspotentiale und die Transformation von Kämpfen gegen Antisemitismus und Rassismus im Vordergrund.

 

 

Eine Aufnahme des Dialogpanels steht auf unserem YouTube-Kanal zur Verfügung.

Zur Pressemitteilung vom 23.02.2022

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