Gezielte Gewalt gegen soziale Aktivist:innen ist in den letzten zehn Jahren zu einem zunehmenden Thema der akademischen und politischen Debatte geworden, wobei der Schwerpunkt zumeist auf der Tötung von Menschenrechtsverteidiger:innen, Umweltaktivist:innen und Vertreter:innen von Organisationen der Zivilgesellschaft im Allgemeinen liegt. Während Gewalt gegen Zivilist:innen in (Bürger-)Kriegskontexten ein etablierter Untersuchungsgegenstand ist, ist die Forschung über diese Form der Gewalt – die vor allem außerhalb von konventionellen bewaffneten Konflikten in Ländern wie Brasilien, Kolumbien, Honduras oder den Philippinen zu beobachten ist – weit weniger entwickelt und eher fragmentiert.
Im neuen (englischsprachigen) TraCe Working Paper analysieren die Autoren Juan Albarracín und Jonas Wolff vorhandene Daten und Forschungsergebnisse, um zu ermitteln, was wir über die gezielte, tödliche Gewalt gegen Aktivist:innen wissen – und was nicht. Dabei erörtern sie auch die Frage, ob und inwieweit dieses Phänomen als Ausdruck einer Transformation der (gewaltsamen) Unterdrückung zivilgesellschaftlicher Akteure angesehen werden kann. Dabei stützen sie sich auf länderübergreifende und vergleichende Forschung einerseits und bestehende Studien über den spezifischen Fall Kolumbien andererseits. Das Working Paper analysiert nicht die jüngste Welle von Morden an sozialen Aktivist:innen in Kolumbien an sich, sondern diskutiert die Erkenntnisse aus Kolumbien als relevante Beiträge zur breiteren, vergleichenden Debatte.
Das englischsprachige Working Paper gibt es hier zum Download.
Im Juni und Juli 2024 begrüßt TraCe Juan Albarracín als Visiting Fellow. Er ist Professor an der University of Illinois Chicago und forscht u.a. zu der Einschränkung von politischen sowie bürgerlichen Rechten in Fällen von organisierter Gewalt und nichtstaatlicher Herrschaft. Als Visiting Fellow bei TraCe arbeitet er im Forschungsfeld 1.1 über Erkenntnisse zu den Formen, Ursachen und Folgen politischer Gewalt. Den Gastaufenthalt verbringt Juan Albarracín am Peace Research Institute Frankfurt (PRIF).