Was genau macht Gewalt urban? Wie werden Städte zu Bühnen oder gar zu Zielen von Gewalt – und auf welche Weise wird Gewalt im städtischen Raum ausgehandelt? Mit diesen Fragen beschäftigte sich der interdisziplinäre Expert:innen-Workshop „Urban Violence“, der am 13. und 14. Oktober 2025 an der TU Darmstadt stattfand. Der zweitägige Workshop wurde gemeinsam von TraCe und dem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Graduiertenkolleg „Organizing Architectures“ organisiert. Ziel war es, urbane Gewalt als wissenschaftliches Phänomen zu verstehen und als analytisches Konzept fruchtbar zu machen – insbesondere mit Blick darauf, was das Urbane an urbaner Gewalt ausmacht.
Danica Trifunjagić eröffnete das erste Panel „Violence and Protest“ mit einer Analyse medialer Narrative von Studierendenprotesten in Serbien in den Jahren 1996–97 und 2024–25. Fabien Jobard knüpfte daran an und reflektierte über Unruhen in den französischen Vorstädten seit den 1970er Jahren und erörterte, wodurch sich urbane Gewalt definiert. In der anschließenden Diskussion wurden beide Perspektiven miteinander verknüpft und ihre theoretischen Bezugspunkte vertieft.
Die öffentliche Keynote des Workshops hielt TraCe Fellow Gruia Bădescu unter dem Titel „Violence in/against the city: Making sense of urban violence from urbicide to feral cities“. Bădescu bot darin einen breiten Überblick über verschiedene Formen urbaner Gewalt – über Ausprägungen in und gegen die Stadt – und verband empirische Beispiele aus unterschiedlichen Regionen mit theoretischen Einsichten.
Am zweiten Tag rückte die Auseinandersetzung mit Formen von Gewalt gegen die Stadt in den Mittelpunkt. Das Panel „Violence against the Urban“ begann mit einem Beitrag von Simone Tulumello, der die inhärente Gewalt in Urbanisierungsprozessen beleuchtete. Anschließend analysierte Martin Coward russische Angriffe auf urbane Räume als Versuche, nicht nur bauliche Strukturen, sondern auch das soziale und symbolische Gefüge von Städten zu zerstören.
In der abschließenden Diskussion führten die Teilnehmer:innen die verschiedenen Perspektiven zusammen und reflektierten die zentralen Fragen des Workshops kritisch. Dabei wurde deutlich, dass urbane Gewalt nicht auf physische Zerstörung reduziert werden kann: Sie umfasst vielmehr miteinander verflochtene materielle, politische und symbolische Dimensionen. Ein gemeinsames Abendessen am ersten Tag und ein abschließendes Mittagessen boten den Teilnehmenden zudem die Gelegenheit, die Gespräche zu vertiefen und sich in informeller Atmosphäre weiter auszutauschen.
