Drei Jahre nach Hanau: Wie inklusiv ist die deutsche Erinnerungskultur?

Erster TraCe Policy Brief (auf Englisch) von Sabine Mannitz, Lea Deborah Scheu und Isabelle Stephanblome

TraCe Principal Investigator Dr. Sabine Mannitz hat gemeinsam mit Lea Deborah Scheu und Isabelle Stephanblome (beide PRIF) den ersten TraCe-Policy Brief mit dem Titel "Three Years Since Hanau: How Inclusive is Germany's Contemporary Remembrance Culture?" verfasst. Die Autorinnen setzen sich in dem englischsprachigen Text kritisch mit der deutschen Erinnerungskultur auseinander und stellen Initiativen vor, die versuchen diese inklusiver zu gestalten.

Dabei weisen sie darauf hin, dass sich die deutsche Erinnerungs­kultur in erster Linie auf die national­sozialistische Vergangen­heit konzen­triert und sich auf Rituale und Erinnerungs­formen beschränkt, die das „Nie wieder“ in den Vorder­grund stellen. In den letzten 30 Jahren gab es jedoch zahlreiche rassistische Anschläge, die von Rechts­extremist:innen oder terroristischen Gruppen verübt wurden, xenophobe Ausschreitungen in Hoyerswerda und Rostock-Lichtenhagen, tödliche Anschläge in München, Kassel, Halle und Hanau oder die Morde der Terrorgruppe NSU.

Trotz engagierter Erinnerungs­arbeit von Angehörigen der Opfer, lebhafter Debatten in sozialen Medien über Zuge­hörigkeit und postmigran­tische Identität sowie zivilgesell­schaftlicher und wissen­schaftlicher Bemühungen, kritisieren die Autorinnen, dass die deutsche Erinnerungs­kultur diese Kontinuitäten noch unzureichend reflektiert. Dabei setzen sich Organi­sationen wie die „Initiative 19. Februar“, welche sich für die Opfer des rechts­terroristischen Anschlags 2020 in Hanau stark machen, intensiv für ein breites gesell­schaftliches Gedenken ein, beispielsweise durch Schaffung eines zentralen Mahnmals. Die Art und Weise, wie der Opfer von Hanau künftig gedacht wird, wird nach Einschätzung der Autorinnen „für die Schaffung einer inklusiven Erinnerungs­kultur über die Stadt hinaus von Bedeutung sein.“

Es werden mehrere Bestrebungen inklusiven Erinnerns dargestellt und hervorgehoben, dass diese einer Stärkung und Institutio­nalisierung bedürfen, um rassistische Gewalt­erfahrungen mit der „bestehenden Erinnerungs­kultur zu verzahnen“.

Download (pdf): Mannitz, Sabine/Scheu, Lea Deborah/Stephanblome, Isabelle (2023): Three Years Since Hanau: How Inclusive is Germany's Contemporary Remembrance Culture?, TraCe Policy Brief 1/2023, 21.3.2023.