Für eine kritische Untersuchung von Phänomenen und Transformationen politischer Gewalt bedarf es auch der Gespräche mit jenen Individuen und Gruppen, die Gewalt erfahren. Die Ringvorlesung am Zentrum für Gender Studies und feministische Zukunftsforschung der Philipps-Universität Marburg eröffnet daher einen Raum für einen interdisziplinären Austausch zwischen Akademiker:innen und Aktivist:innen.
Der Vortrag wird von Zoe* Steinsberger gehalten. Zoe* Steinsberger forscht und lehrt am Centrum für Interdisziplinäre Geschlechterforschung in Innsbruck zu transfeminen Prekarisierungen und Formen des Umgangs mit, des Widerstands gegen und den Fluchten aus diesen. Anhand von Interviews, die Zoe* mit transfemininen Personen in prekären Lebens- und Arbeitsverhältnissen geführt hat, wird sie* im Vortrag erstens auf die Prozesse der Prekarisierung transfemininer Personen eingehen. In einem zweiten Schritt zeichnet sie* mit Blick auf die Interviews Prozesse des Widerstands transfemininer Personen nach und argumentiert, dass alltägliche Praktiken des Entziehens, der Verweigerung, der Fluchten in und aus der Lohnarbeit nicht nur als konkrete situierte Politiken transfeminen Widerstands zu begreifen sind. Im Zuge dieser Fluchten sind auch neue Beziehungsweisen und geschlechtliche Selbstverhältnisse möglich, die sich nicht nur Lohnarbeit und imperativer kapitalistischer Verwertbarkeit, sondern auch cis- und transnormativen Regulierungen von Geschlecht entziehen. Sie* schlägt vor, die Praktiken der Interviewpartner*innen als ein verdecktes gelebtes Archiv von transversaler Politiken zu begreifen, das utopische und radikale Horizonte für trans Politiken entwirft.
Wann? Donnerstag, 01.06.2023, 1815 Uhr
Wo? Raum: 201 (+2/0010), Verwaltungsgebäude der Universität Marburg, Biegenstrasse 12
Die Ringvorlesung ist an TraCe angegliedert. Sie wird von TraCe-Forscherin Mariel Reiss mitorganisiert und knüpft an ihre Forschung im Forschungsfeld 3 an. Themen der TraCe-Ringvorlesung vom Wintersemester 2022/23 werden außerdem aufgegriffen.