Während Krieg und Gewalt in den Medien omnipräsent erscheinen und unsere Sehgewohnheiten prägen, bleiben andere Formen von Gewalt weitgehend unsichtbar oder werden gezielt unsichtbar gemacht. Strukturelle, psychische oder geschlechtsspezifische Gewalt, insbesondere gegen Frauen und Minderheiten, sowie die daraus entstehenden Traumata und seelisches Leid bleiben häufig verborgen. Auch ideologisch-religiöser Hass, der über Generationen weitergegeben wird und Frauen unverhältnismäßig oft trifft, ist oftmals nicht sichtbar oder wird gezielt verdrängt. Scham und gesellschaftliche Ächtung schützen nicht selten die Täter, während die Folgen für die Betroffenen tiefgreifend und langfristig sind. Welche Machtstrukturen und Bildregime verbergen sich hinter diesen Mechanismen des Sicht- und Unsichtbarmachens von Gewalt? Wie wird Gewalt dokumentiert, instrumentalisiert oder zensiert? Mit welchen kreativen und künstlerischen Ansätzen kann Gewalt wahrnehmbar gemacht werden?
Die Gruppenausstellung „(Un)Sichtbarkeit von Gewalt“ rückt diese Dynamiken in den Mittelpunkt. Neben deutlich sichtbarer Gewalt, wie der brachialen Zerstörung von Gebäuden und Kulturgütern, dem Anblick von zivilen Opfern oder Bildern von nicht abreißenden Flüchtlingsströmen, nimmt die Ausstellung vor allem auch die oft unsichtbaren Facetten von Gewalt in den Blick. Sie ist aus der Zusammenarbeit von TraCe und der Kunsthalle Giessen entstanden und führt Untersuchungen fort, die bereits in der letzten Kooperation im Rahmen der TraCe-Jahreskonferenz zu „Darstellungen exzessiver Gewalt“ gemeinsam thematisiert wurden. Kuratiert wird die Ausstellung von Nadia Ismail, Theresa Deichert und Larissa-Diana Fuhrmann.
Wann? Ausstellungseröffnung am 22. August 2025, 19 Uhr; Besuche von 23. August bis 2. November 2025 möglich
Wo? Kunsthalle Giessen, Berliner Platz 1, 35390 Gießen
Teilnehmende Künstler:innen:
- Helena Uambembe (Südafrika)
- Hiba Alansari (Libyen)
- Johanna-Maria Fritz (Deutschland)
- Johanna Herr (USA)
- Kresiah Mukwazhi (Zimbabwe)
- Lucinda Devlin (USA)
- Moath al-Alwi (Jemen)
- Rabih Mroué (Libanon)
- Šejla Kamerić (Bosnien-Herzigovina)
- Thomson & Craighead (UK)
Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen sind auf der Website der Kunsthalle Giessen zu finden.
Die Kunsthalle Giessen ist eine Institution für zeitgenössische Kunst der Stadt Gießen in Mittelhessen. Als Ort für Wechselausstellungen ohne eigene Sammlung präsentiert sie auf rund 450 qm aktuelle Tendenzen und Positionen zeitgenössischer Kunst. Sie ist ein Ort des Austauschs und der Meinungsfreiheit und nimmt interdisziplinär Bezug auf aktuelle globale Geschehnisse. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der interdisziplinären Vernetzung und Kooperationen. Die Kunsthalle sieht es als ihre Aufgabe, zur Auseinandersetzung mit der Kunst von heute anzuregen, diese vielfältig zu vermitteln und greift dabei gesellschaftliche Diskurse auf.